Biographie
(Gekürzter Auszug aus dem Buch "Dr. Curt Floericke - Naturforscher, Ornithologe, Schriftsteller" von U. Franke:)
Curt (auch Kurt) Floericke wurde am 23. März 1869 in Zeitz, im heutigen Sachsen-Anhalt, geboren. Sein Vater, Kurt Paul Floericke, entstammt einer alten brandenburgischen Oberförsterfamilie, die Mutter Selma Berta geb. Hüller einer thüringischen Rittergutsfamilie. Das Interesse an der Natur zeigte sich schon in seiner Kindheit und Jugend.
Während seines Studiums der Naturwissenschaften in Marburg und Breslau beschäftigte sich Floericke intensiv mit der Erforschung der Vogelwelt Schlesiens. 1893 promovierte er mit der Arbeit „Versuch einer Avifauna Schlesiens“.
Im selben Jahr trafen sich auf Veranlassung von Floericke Vogelfreunde in Rossitten auf der Kurischen Nehrung und gründeten am 28. August den „Verein vergnügter Vogelfreunde“ (V.v.V.) Im Kreise dieser Vereinigung kam erstmals der Gedanke auf, eine ornithologische Station auf der Nehrung einzurichten. Bevor jedoch Floericke für ein paar Jahre in Rossitten sesshaft wurde, unternahm er seine ersten Reisen, die ihn nach Bosnien, Herzegowina, Bulgarien, Zypern, Kleinasien und Palästina führten.
1894 bis Frühjahr 1897 hatte Floericke einen festen Wohnsitz in Rossitten auf der Kurischen Nehrung. Gerne wäre er hier bezahlter Leiter einer Vogelwarte geworden.
1896 besuchte Johannes Thienemann erstmals die Kurische Nehrung. 1901 gründete er im Auftrag der Deutschen Ornithologischen Gesellschaft in Rossitten eine Vogelwarte und wurde auch ihr erster wissenschaftlicher Leiter. Aus Enttäuschung verließ Floericke Rossitten und unternahm in den folgenden Jahren ausgedehnte Forschungsreisen nach Ost- und Südosteuropa, Nordafrika wie auch nach dem Mittleren Osten und nach Südamerika.
Malariaanfälle zwangen ihn zur Rückkehr in die Heimat. Erste Station in Europa war Wien. Hier ging er verschiedenen Tätigkeiten nach und wurde schließlich Schriftsteller. In Wien lernte er auch seine zukünftige Frau, Melanie Reiß (1881-1971), kennen. 1907 zog er nach Stuttgart und übernahm die Redaktion der KOSMOS-Zeitschrift. Damit war schließlich auch sein Ein- und Auskommen gesichert. Über 20 KOSMOS-Vierteljahresbändchen entstammen seiner Feder.
Neben der schriftstellerischen und der Vortragstätigkeit verfolgte er weiterhin den Naturschutzgedanken sowie die Idee zur Gründung einer Vogelwarte. So erfolgte im Jahre 1909 in München die Gründung des Vereins „Naturschutzpark e.V.“ mit Sitz in Stuttgart.
Der Verwirklichung einer Vogelwarte in Süddeutschland ging die Gründung eines Fördervereins „Süddeutsche Vogelwarte e.V.“ im Jahre 1919 voraus. 1928 eröffnete der Verein „Süddeutsche Vogelwarte e.V.“ schließlich im Scheffelschlösschen auf der Halbinsel Mettnau bei Radolfzell am Bodensee eine Beobachtungsstation. Aus verschiedenen Gründen hatte der Verein ständig finanzielle Sorgen. 1938 musste deshalb die „Vogelwarte“ nach zehnjährigem Bestehen geschlossen und der Verein aufgegeben werden. Gut, dass Floericke die Schließung „seiner“ Vogelwarte auf der Mettnau nicht miterleben musste. Denn er starb nach längerer Krankheit bereits im Oktober 1934 und wurde in Stuttgart beigesetzt.
Floerickes schriftstelleriches Werk umfasst knapp 100 Bücher und über 800 Zeitschriftenbeiträge. Er verstand es, Jung und Alt für die Natur zu begeistern.